20070820

Zeit des Lachens

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Zeit des Lachens und der Buße
Februar

Der Monat Februar zerfällt in diesem Jahr in zwei ziemlich gleich große Teile: Mitte des Monats beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit, die Tage zuvor sind durch den Karneval geprägt. Beide Zeiten stellen ihre eigenen Fragen an uns. Müssen wir heute, da soviel vom Katechumenat gesprochen wird, nicht wieder viel ernsthafter erkennen, dass Fastenzeit ein universales Katechumenat sein will, in dem wir unsere Taufe konkret einholen in unser Leben oder vielmehr unser Leben einholen lassen in den Anspruch der Taufe? Muss es uns nicht sehr nachdenklich machen, dass Jesus Christus sich auf der Spur der Propheten in der Wüste und im Fasten auf seinen Dienst als Verkündiger des Wortes vorbereitete? Heißt das nicht, dass etwas von „Wüste", von Sammlung in der Einsamkeit und von körperlichem Verzicht notwendig ist, wenn ein Mensch Gott begegnen soll? Und sollte nicht uns Menschen einer übersatten und an ihrer Sattheit kranken Zivilisation das Wort vom Fasten auch ganz konkret wieder anfordern?
Der Anruf der Fastenzeit ist nicht leicht, aber er ist im Grunde doch deutlich für den, der dem Glauben und Beten der Kirche offen steht. Demgegenüber erscheint es eher problematisch, den Karneval in einer theologischen Meditation zu erwähnen, denn eine Zeit des Kirchenjahres ist er höchstens sehr indirekt. Aber sind wir da nicht ein wenig schizophren? Einerseits sagen wir ganz gern, dass Karneval sein Heimatrecht gerade in katholischen Ländern hat, andererseits umgehen wir ihn geistlich und theologisch dann doch. Gehört er also zu den Dingen, die man christlich nicht aneignen, aber menschlich auch nicht verhindern kann? Dann aber wäre zu fragen: Wie menschlich ist eigentlich das Christentum?
Nun, der Ausgangspunkt des Karnevals ist zweifellos heidnisch: Fruchtbarkeitskulte, Geisterbeschwörungen fließen zusammen. Dagegen musste die Kirche einstehen, den Exorzismus sprechen, der die Dämonen bannt, die den Menschen vergewaltigen und nicht froh machen. Aber nach dem Exorzismus trat ganz unerwartet etwas Neues, eine entdämonisierte Heiterkeit hervor: Karneval ordnete sich nun dem Aschermittwoch zu, als Zeit des Lachens vor der Zeit der Buße, als Zeit einer heiteren Selbstironie, die im Lachen Wahrheit sagt, welche derjenigen des Bußpredigers ganz nahe verwandt sein kann. So kann der Karneval, entdämonisiert, in die Richtung des alttestamentlichen Predigers weisen: „Es gibt eine Zeit zu weinen und eine Zeit zu lachen ..." (Ekkl 3,4). Auch für den Christen ist nicht immer gleicherweise Bußzeit. Er hat auch Zeit zu lachen. Ja, gerade der christliche Exorzismus hat erst die dämonischen Masken zersprengt und dahinter ein befreites Lachen hervor kommen lassen. Wir wissen alle, wie weit der heutige Karneval nicht selten davon entfernt ist. Wie sehr er zu einem Geschäft mit der Versuchlichkeit des Menschen geworden ist. Wie sehr Mammon mit seinen Verbündeten regiert. Deshalb kämpfen wir Christen nicht gegen, sondern für das Lachen. Der Kampf gegen die Dämonen und das Lachen mit den Lachenden gehören zusammen: Der Christ braucht nicht schizophren zu sein, weil der christliche Glaube wahrhaft menschlich ist.
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