20071010

Prim

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Die Prim ist das zweite Morgengebet der Kirche, unterscheidet sich aber sehr von den Laudes. Diese sind das ideale Morgengebet, das Auferstehungsgebet der Schöpfung, der Kirche; die Prim ist das Morgengebet des sündigen Menschen, das subjektive Gebet. Der Stundengedanke der Prim ist die gute Meinung oder: Zurüstung für den Tageskampf. Dieser Gedanke geht durch die ganze Hore hindurch. Einen heilsgeschichtlichen Hintergrund finde ich nicht. Der Stundengedanke, die Rüstung für den Tag, nimmt so alle Aufmerksamkeit in Anspruch, dass der Festgedanke auch an Festen fast ganz verdrängt wird. Der Hymnus weiht alle Sinne und Fähigkeiten des Beters Gott dem Herrn und rüstet gegen die Gefahren des Tages, enthält also sehr schön den Grundgedanken der Prim.

In dieser Hore finden wir auch einen längeren, feststehenden Teil, und da zeigt sie sich erst recht als schönes Morgengebet. Nach der Psalmodie (dem Psalmengebet) folgt der den kleinen Horen (Prim bis Non) gemeinsame Schluss: Kapitel, Responsorium, Versikel und Oration. Das Kapitel 'Dem König der Ewigkeit ...' - ein Treueid zum König des Gottesreichs; 'Frieden und Wahrheit liebet', ein Programm für den kommenden Tag. Das Responsorium ist eine innige Bitte im Bewusstsein der Schwäche: der Blinde von Jericho sitzt am Wege, da Jesus vorüberzieht, und er ruft aus Leibeskräften; - ich bin der blinde Bettler, und der Heiland zieht heute an mir vorüber! Die schöne Oration wechselt nie; enthält alle Momente eines guten Morgengebetes: Dank, Bitte, gute Meinung, Rüstung für den Tag; besonders die schöne Bitte: dass ich heute keine Sünde begehe! Mit der Oration schließt der erste Teil der Prim, das so genannte Offizium des Chores; nun gingen die Mönche in den Kapitelsaal zum täglichen 'Kapitel' und hielten das Offizium des Kapitels. Das hatte auf der Tagesordnung vier Punkte, die noch jetzt in dem folgenden Teil der Prim angedeutet sind:
1. Verlesung des Martyrologiums, des offiziellen Verzeichnisses der von der Kirche heilig gesprochenen Glieder. Es ist gewiss psychologisch fein beobachtet, morgens die Helden des Tages als leuchtende Vorbilder vor Augen zu stellen, gerade in dem Augenblicke, wo der Tageskampf beginnt!
2. Verteilung und Zuweisung der Arbeit; der Abt gab den Mönchen die Tagesarbeit. Die folgenden Gebete und Verse beziehen sich darauf und sind schöne Gedanken für die gute Meinung! Durchwegs prächtige Gebete!
3. Verlesung eines 'Kapitels' der Regel oder einer Schriftstelle (bei den Benediktinern wird noch heute an dieser Stelle die Regel gelesen).
4. Der Segen des Hausvaters (Abtes); als Kinder empfangen wir von Gott vor dem Auszug zur Arbeit den väterlichen Segen. Die Segenerteilung kommt im Offizium zweimal vor: in der Prim, am Anfang des Tages, und in der Komplet, am Ende.
Die Prim gilt zugleich als Stundengebet für die folgenden drei Stunden des Tages (6-9 Uhr). Beachte noch das schöne Segengebet vor dem Kapitel, das den Grundgedanken der Prim als Zurüstung treffend und kurz angibt: Unsere Tage und Handlungen möge der allmächtige Herr ordnen.

Quelle

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