20070820

Vertrauen als Weggeleit

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Vertrauen als Weggeleit ins neue Jahr
Januar

Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater (Gal 4,6).

An die Schwelle des neuen Jahres setzt die Kirche das Wort des Galaterbriefes: Ihr seid Söhne, in denen der Geist Abba ruft. Sie legt uns diese Stelle vor als ein Wort des Vertrauens, das uns helfen soll, getrost in eine Zukunft hineinzugehen, um deren Wege wir nicht wissen können. Auch der folgende Satz will Geleit ins Kommende geben: Als Söhne sind wir frei und als Söhne sind wir Erben. Damit soll der letzte Inhalt unserer Zukunft aufgedeckt werden: Wir werden Herren des Alls sein als Erben Gottes. Mehr kann man eigentlich dem Menschen nicht voraussagen. Dennoch wird es uns schwer, uns die Hoffnung dieses Textes zu eigen zu machen. Uns fehlt die Naivität, die uns Abba stammeln ließe. Ja, es gibt einen Widerstand gegen das Vater-Sagen in uns, der unserem Verlangen nach Mündigkeit entspringt. Der Vater erscheint uns nicht mehr, wie Paulus, als Garant der Freiheit, sondern als ihr Widerspruch. Nur der Partner gilt, der Vater erinnert an „Herr-Schaft". Wir bewegen uns in der Marschrichtung des jüngeren Sohnes, der sich sein Erbe auszahlen lässt und keinen Vater mehr kennen will, sondern nur die Zukunft, die er sich selber schafft. So kann ein einziger kleiner Text, der Neujahrsgruß, den uns die Kirche mitgibt, die ganze Mühsal des Christ Seins heute aufdecken. Es steht quer zu vielem, was uns selbstverständlich scheint, es verlangt Umkehr. Dennoch — wenn wir den Mut zum Innehalten haben, ist es vielleicht gar nicht so schwer zu verstehen. Wer nur sich selbst erschaffen muss, kann im Grunde nur seine Ohnmacht entdecken. Er kann nur zu einem Roboter in einem übermächtigen All und in einer übermächtig ihn verplanenden Gesellschaft werden. Wer zum Herrn des Ganzen „Vater" sagen darf, hat wirklich Grund zum Vertrauen. Ihm gehört die Zukunft. Warum sollte es uns nicht möglich sein, die ansteckende Kraft dieses Vertrauens auch in unserer Zeit zu leben?

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