20070820

Gabe des Geistes

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Die Gabe des Geistes als Frucht des Kreuzes
Mai

Mitten in den Abschiedsreden Jesu, mitten unter den Worten, die den immer währenden Beistand des Parakleten verheißen, stellt der Apostel Judas Thaddaus die Frage an den Herrn, die sich dem suchenden Menschen immer wieder aufdrängt: Warum offenbarst Du Dich uns und nicht der Welt (Joh 14,22)! Warum zeigst Du Dich nicht machtvoll und unwiderleglich vor dem Angesicht derer, die Dich nicht kennen? Die Antwort Jesu erschließt sich nicht leicht, weil sie über die Ebene des bloßen Sagens, Redens und Denkens hinaus weist: Wer mich liebt — wer mein Wort hält, den liebt mein Vater —, zu ihm werden wir kommen (Vers 23). Das will sagen: Die Erkenntnis Gottes ist nicht wie die Erkenntnis irgendeines Dinges. Sie ist ein Weg. Und nur wer ihn geht, kann sehen. Wer sich dem Weg weigert, wer nur seine neugierigen Augen bereitstellt, aber sein Sein, sich selbst heraus halten will, der findet nicht, Jesus verbindet das Kommen und das Sehen ganz eng miteinander. Augustinus hat das so ausgedrückt: Nur wer den Heiligen Geist hat, kann ihn auch sehen. Und haben kann man ihn nur, indem man einstimmt in das, was er ist: in die Liebe. Im Mitlieben.
Die kirchliche Liturgie hat diesen Gedanken schon sehr früh mit Psalm 68 (67) 19 kommentiert, mit einem Text, den schon Eph 4,8 zugleich zu einem Himmelfahrts- und Pfingsthymnus wie auch zu einer Hymne auf das Kreuz aus seiner schwer deutbaren alt-testamentlichen Urform um stilisiert hat: „Er stieg auf zur Höhe... Er brachte Gaben den Menschen." Der siegreich aufgestiegene Herr verteilt als Sieger Gaben: die Gaben des Heiligen Geistes. Geist ist Frucht von Christi triumphalem Aufstieg, seiner „Himmelfahrt". Wenn man tiefer zuhört, heißt dies zugleich: Der Geist ist die Frucht des Kreuzes. Der Abstieg in den Abgrund der letzten menschlichen Not, der Abstieg einer Liebe, die sich bis ins letzte ausnützen ließ, war von innen her zugleich der triumphale Aufstieg bis zum Herzen Gottes hin und aus diesem Abstieg-Aufstieg ist die Quelle des Geistes hervor gekommen: In ihm ist Gott selbst als Heiliger Geist Geschenk geworden für die Menschen.
Der Geist ist die Frucht des Kreuzes: Das bleibt so. Er kommt aus dem Kreuz Christi und man kann ihn nicht anders haben und sehen als im Eingehen in diesen Weg: Dort „wohnt" er, dort „kommt" er.



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