20071012

Laudes

I'm reading: LaudesTweet this!


Die Laudes sind eine jubelnde, ganz taufrische Hore, vielleicht die schönste des ganzen Tages. Versenken wir uns in ihre Symbolik: Es ist Nacht, die Natur, der Mensch schläft. Da wird es im fernen Osten grau, es dämmert; das Morgenrot, die Vorbotin des Tages, steigt auf, es beginnt das Erwachen der Natur. Das ist aber nur Bild und Gleichnis eines heilsgeschichtlichen Ereignisses: um diese Stunde war es ja, da hat der Heiland die Fesseln des Todes gesprengt; er feiert Auferstehung, das ist der heilsgeschichtliche Hintergrund; diese beiden herrlichen Bilder gemahnen uns an ein drittes Erwachen: die geistige Auferstehung des Menschen

Also eine dreifache Auferstehung: die Natur erwacht, der Heiland steht von den Toten auf, der Mensch feiert geistige Auferstehung; das ist der Hintergrund, vor dem wir die Laudes beten. Es ist ein ausgesprochenes Lobgebet, Lob ist der Stundengedanke der Hore. Wer diese drei ineinander fließenden Gedanken und Bilder so recht auf sich wirken lässt, ja sich mitten in dieses 'Auferstehen' hinein stellt, wer die Natur mitbeten, mitloben, mitjubeln lässt, wer überdies diese Hore zeitlich früh und womöglich in der Natur betet, den muss sie gewaltig ergreifen. Gerade die Laudes sind ein schlagendes Beispiel, was die Beachtung der Stunde und des heilsgeschichtlichen Hintergrundes für die Andacht der Horen bedeutet. Deshalb sind die Psalmen in den Laudes eigens ausgewählte Loblieder. Sehr gern finden wir darin Naturmotive; der Auferstehungsgedanke zeigt sich meist in den Rahmenversen der Laudes, wo immer wieder das Alleluja erklingt. Beachten wir das besonders am Sonntag, der ja der eigentliche Auferstehungstag ist; da treffen eben Auferstehungstag und Auferstehungshore zusammen; verdreifacht wird dieser Gedanke zu Ostern!

Den Höhepunkt der Laudes bildet der evangelische Gesang: 'Benediktus.' Es ist ein Lobgesang auf die Erlösung eine Begrüßung des Erlösungstages, der wieder ein weiterer Schritt zur Vollendung der Erlösung sein soll; die Kirche ist ja Beterin, sie versetzt sich an die Stelle des Zacharias; jeder Tag ist ein Kommen des Erlösers, und die Kirche begrüßt den Heiland als den 'Aufgang aus der Höhe, die göttliche Sonne'.

Die Sonn- und Festtagslaudes sind klassisch schön: Erst das Erwachen der Natur, der Gottkönig am Throne der Erde, im Ornat der Schöpfung, der Sieger über die Urflut (Psalm 92), dann des Menschen Gang zum Heiligtum (Psalm 99); das Morgengebet, der Morgenkuss der Brautseele an den göttlichen Bräutigam (adhaesit anima mea post te, me suscepit dextera tua, Palm 62); endlich das Hinausrufen in die Schöpfung und die große Lobsymphonie im 'Benedicite' und 'Laudate'.


Quelle

-o-o-o-


Keine Kommentare:

Related Posts with Thumbnails