Es ist Nacht. Der Trubel des Tages ist verstummt; still ist es um uns. Die Kirche betet; sie erinnert sich des nächtlichen Betens ihres Bräutigams, sie denkt an das nächtliche Beten der ersten Christen in den Katakomben. Wenn sich die Zeiten auch geändert, die Kirche hält daran fest, die Nacht ist nicht bloß für den Schlaf, sie ist auch für das Gebet da. Die Mette war vor alters das Parusiegebet der Kirche, in dem sie die Wiederkehr Christi erwartete. Die Nacht ist das Sinnbild des irdischen Lebens. Wir gleichen den Brautjungfrauen, die mit der Lampe der Gottesliebe in der Hand den Bräutigam erwarten. Hören wir, wie die römischen Christen um 200 n. Chr. von der Mette dachten (Hippolyt, Apostolische Überlieferung, c. 32,19-27):
Um Mitternacht erhebe dich auf deinem Lager, wasche dich und bete; wasche dich mit reinem Wasser. Wenn du ein Weib hast, betet abwechselnd zusammen. Wenn sie noch nicht gläubig ist, ziehe dich zurück, bete allein und kehre dann wieder an deinen Platz zurück. Aber auch wenn du durch das Band der ehelichen Pflicht gebunden bist, unterlass das Gebet nicht; denn ihr seid nicht befleckt ... Es ist notwendig, dass wir in jener Stunde noch einmal beten; denn die Alten haben uns jenen Brauch überliefert und uns gelehrt, dass wir uns also waschen sollen. Denn in jener Stunde ruht die ganze Schöpfung und preist Gott. Sterne, Bäume und Wasser sind, als stünden sie stille; das ganze Heer der Engel hält Gottesdienst samt den Seelen der Gerechten. Sie preisen den allmächtigen Gott in jener Stunde; darum sollen die Gläubigen in jener Stunde beten. So hat der Herr gesprochen, der es bezeugt: "Zur Mitternacht erhob sich ein Ruf: Siehe der Bräutigam kommt! geht ihm entgegen!" Und er hat noch ein Wort eingefügt, indem er sagte: "Seid also wachsam; denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Menschensohn kommt."
Dennoch müssen wir sagen, dass die Mette heute unter allen Horen am allerwenigsten den Charakter des Stundengebetes hat, sie ist also nicht sehr an die Gebetsstunden der Nacht geknüpft, sie kann daher ohne besondere Einbuße für die Andacht am Tag vorher oder auch früh gebetet werden. An Stelle des Stundengedankens tritt meist der Festgedanke, der in dem Lesegottesdienst und den übrigen wechselnden Teilen des Breviers zum Ausdruck kommt. An Festen ist die Mette die Betrachtung, das Gebetsdrama des Festes; wenn man ein Fest studieren will, so muss man die Mette betrachten. Manche Festmetten sind Meisterwerke der Gebetskunst (zum Beispiel das Triduum sacrum, die Toten-, Kirchweih-, Fronleichnamsmette). Die Psalmen der Wochenmette sind meist eine größere Gebetsbetrachtung über das Gottesreich, die den Erlösungstag vorbereiten soll. Die Mette hat einen herrlichen Eingang, das Invitatorium und an Festtagen, freudigen Sonntagen und der österlichen Zeit einen grandiosen Abschluss, das Te Deum. Das Invitatorium, der Einleitungsgesang mit dem urgewaltigen Psalm 94, ist ein liturgisches Meisterwerk; um den erschütternden Eindruck des Invitatoriums zu empfinden, muss man die Liturgie in ihrer vollen Entfaltung, also ein gesungenes Invitatorium in der Nacht hören. Da klingt zum Beispiel die frohe Botschaft: Christus natus es nobis - Christus ist uns geboren (das Invitatorium des Weihnachtsfestes), wie ein freudiger Heroldsruf, ein wahres Evangelium in der nächtlichen Stille, das ist wirklich eine herrliche Ouvertüre zur Festfeier des Tages. Das Te Deum ist ein Lobgesang der ganzen Kirche auf den dreieinigen Gott, im besonderen auf Jesus Christus und schließt mit einer innigen Bitte um Schutz. Das Te Deum ist ein schöner Übergang zu den Laudes.
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Mette Parusiegebet Invitatorium Te Deum
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