20071019

Brevier Gebetbuch

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Das Brevier ist das offizielle Gebetbuch der heiligen Kirche, an dem der Heilige Geist und die Kirche schon 3000 Jahre lang arbeiten; es ist das kostbare Stammbuch, in das die großen Beter aller Zeiten ihre Gedanken, Gefühle und Gebete hinein gelegt haben. Dieses Buch hat zwei große Aufgaben zu erfüllen: 1. ist es das Gebet der Kirche, 2. der Lebensführer der Priesterseele.

1. Das Brevier ist vor allem das Gebet der Kirche, das Gebet in Namen der Kirche. Da muss uns der große Unterschied zwischen Privatgebet und liturgischem Gebet klar sein: im Privatgebet bete ich - zumeist für mich und die Meinen. Da stehe ich im Mittelpunkt, es ist mehr oder weniger ein egozentrisches Gebet - im liturgischen Gebet, also im Breviergebet, da bete nicht ich an erster Stelle, sondern die Kirche betet, die Braut Christi betet für die großen Nöte des Gottesreichs auf Erden. Da fühle ich mich als Glied der großen Gemeinschaft, als ein Blättchen an dem großen Lebensbau der Kirche, und nehme teil an seinem Leben und Weben. Die Kirche betet durch meinen Mund, ich leihe ihr die Zunge zum Gebet für die großen Anliegen der Erlösung, aber auch zum Lobpreis Gottes: Da weinen wir, oder die Kirche weint vielmehr durch unsere Tränen mit den Trauernden, jubelt durch unsere Freuden mit den Freudigen, büßt mit den Reuigen. Alle Gesinnungen der Mutter Kirche finden Widerhall in unserem weiten Herzen. Da erhalten unsere Gebete einen reicheren Inhalt, wir selbst wachsen über uns hinaus. Durch diesen Grundgedanken ist uns aber auch der Schlüssel in die Hand gegeben, um viele Psalmen in unser Gebetsleben auf zu nehmen, denn diese ganze Skala von Empfindungen und Stimmungen könnten wir in unserem kleinen Herzen nicht wider klingen lassen. Da werden wir durch das Brevier wahre Seelsorger; die Interessen der Kirche, ja die Erlösungsinteressen Christi machen wir zu den unseren. So können wir Seelsorger sein in unserem Zimmer vom frühen Morgen bis zum Abend.-
Diesen ersten Grundgedanken sollten wir in unsere Seele so recht ein hämmern, schreiben wir ihn aufs erste Blatt des Breviers, vor jeder Hore wiederholen wir ihn: Jetzt lobt die Kirche durch meinem Mund Gott, jetzt ringt die Kirche durch meine Hände um die Menschenseele! Rechtes Breviergebet ist eine heilige wirksame Seelsorge!

2. Doch das Brevier hat noch eine zweite Seite, eine zweite Aufgabe zu erfüllen: bei diesem weltweiten Beten soll auch die eigene Seele nicht vergessen werden; der Beter soll selbst dabei wachsen, das ist die subjektive Seite. Das Brevier soll für den einzelnen Beter Stab, Führer, Himmelsleiter sein.
Die Kirche begleitet den Priester mit diesem Buch durch sein Leben. Da könnte man das Brevier mit dem Reiseengel Raphael vergleichen, der den jungen Tobias durch alle Fährnisse der Reise glücklich hindurch führte. Ja, das Brevier ist mein Raphael; vom Subdiakonat oder der Profess bis zum Sterbebett! Es ist der Führer durch das Kirchenjahr; kein Buch führt mehr in das Leben des Kirchenjahres als das Brevier; fast täglich gibt uns dieser Raphael noch einen eigenen Tagesführer mit, einen Helden, zum Vorbild - den Tagesheiligen. Wir könnten die Fülle der Gedanken kaum verarbeiten, die uns ein einziger Tag im Brevier bietet. Aber noch  mehr, das Brevier führt uns durch den Tag durch die wunderbare Einrichtung des Stundengebetes. So bauen wir an dem Gnadentempel der Seele, und die Kirche gibt uns im Brevier für jede Stunde des Tages Schwert und Kelle in die Hand zum Schutz und zum Bau dieses Tempels. Das Brevier als Stundengebet - als Kirchenjahresgebet ist im höchsten Sinn unser Seelenführer; freilich müssen wir diesen Führer kennen, müssen uns von ihm führen lassen.

Das sind die zwei Hauptaufgaben des Breviers: weltumspannendes, seelsorgliches Gebet und persönliches, innerliches Wachsen und Beten vereinigen sich da und gehen in einander über. Das eine macht uns zu Seelsorgern, das andere zu Heiligen. Wir hören also aus dem Brevier zwei Beterinnen, die ecclesia und anima, bald betet die eine, bald die andere, in der Regel beide zusammen; denn sie sind einander so ähnlich wie Mutter und Tochter. Gerade so wie der Mensch in seiner Brust eine kleine Welt (Mikrokosmos) birgt, die der großen Welt (Makrokosmos) ähnlich sieht, so trägt auch das Gotteskind ein Gottesreich in seiner Seele, das dem Gottesreich, der katholischen Kirche, ähnlich ist.

3. Noch ein Gedanke: Brevier und Messe gehören zusammen; beide bilden eine Einheit, den liturgischen Tag, den kirchlichen Tag des Priesters. Ich möchte das mit Sonne und Planeten vergleichen: Die Messe ist die Sonne des Priestertages, um diese Sonne kreisen die Planeten, das sind die Horen, welche um diese Sonne verteilt sind. Die Horen bereiten auf die Messe vor, sie umgeben die Messe, sie suchen die Frucht der Messe durch den Tag zu erhalten.


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